Annabelle Zinser
Dharmalehrerin der deutsch amerikanischen Vipassana-Lehrerin Ruth Denison und des vietnamesischen Zenmeisters Thich Nhat Hanh, leitet die „Quelle des Mitgefühls“, ein buddhistisches Praxiszentrum in Berlin-Hermsdorf.
Ich wuchs auf dem schwäbischen Land auf, und wir hatten immer Hunde – Schäferhunde und Dackel, die ich sehr liebte. Sie waren meine besten Freunde.
Als kleines Mädchen schlug einmal ein Bauer, der einen Wagen lenkte, auf sein Pferd wütend ein, und ich weinte sehr, als ich das sah. Meine Mutter ging mit mir zu einer Frau im Dorf, die als Tierschützerin bekannt war, und sie versprach mir, mit dem Bauern zu reden. Das war das einzige, was mich trösten konnte.

In meiner Zeit als Studentin gab es eine lange Phase, in der ich nicht mehr mit den Tieren in Kontakt war, weil ich in der Stadt lebte und ganz in der Studenten- Internationalismus – und Frauenbewegung aufging.
Erst als ich mich im Meditationszentrum bei meiner Lehrerin Ruth Denison in der Mojave-Wüste aufhielt, kam ich wieder in Berührung mit den Tieren. Ruth liebte alle Tiere, die wilden Hunde, die um das Zentrum herumstrichen, von denen sie einige adoptierte. Sie liebte die kleine Wüstenmaus, die im Vorratsspeicherraum nach Essen suchte und gab ihr ein Stück Käse, und natürlich bekamen die Wüsten-Kaninchen jeden Abend ihr Fressen und die Vögel. Auch die Kojoten, die abends oft vor Hunger heulten, bekamen regelmäßig ihr Futter.
Ruth liebte ihre Dackel, die sie aus dem nahe gelegenen Tierheim zu sich holte. So kam ich auch über dieses Tierheim an meinen Dackel Maxi im Winterretreat 1998. Er begleitete mich bei meinen Wanderungen durch die Wüste, ging ohne Leine bei Fuß, und ich verliebte mich ziemlich bald in ihn. Als ich ihn mit dem Auto vom Tierheim abholte, saß er neben mir auf dem Beifahrersitz und hüpfte vor Freude. Seine Lebensfreude war unbändig und steckte mich an. Maxi wurde 19 Jahre alt, konnte in den letzten Jahren kaum noch sehen, hören und laufen, aber ich sagte mir, „solange er frisst und leben will, darf er leben.“
Ich musste ihn nachts oft 2 bis 3 Mal in den Garten heraustragen. Es war sehr anstrengend für mich, aber meine Liebe für dieses Hunde-Wesen war groß. Als ich ein paar Tage auf Retreat im EIAB war, starb er im August 2016 in Berlin, versorgt von meinen Freundinnen aus dem Haus.
Maxi wurde mein großer Herzensöffner und durch das Zusammensein mit ihm fing ich an, mich auch für andere Tiere zu interessieren und mich für das große Leiden zu öffnen, von dem ich las und hörte, ging auf Demonstrationen gegen Tierversuche, schrieb über Tierversuche in „Buddhismus Aktuell“, nahm an einer Aktion von Animal Save vor dem Schlachthaus in Perleberg teil und bei den „Silent Lines“ der Albert Schweitzer-Stiftung.

Zusammen mit Marco Stromberg bot ich zweimal ein Retreat im EIAB und auf seinem Hof zum Thema „Achtsamkeit mit Tieren “ an.
Ich verfasste eine Broschüre „Tiere sind fühlende Wesen wie wir“, die ich in unterschiedlichen buddhistischen Zentren verteilen ließ, um die Menschen, die dort praktizieren, auf das Leiden der Tiere aufmerksam zu machen und ihnen zu sagen, dass wir dieses Leiden durch unsere Art des Konsums lindern helfen können, indem wir keine tierlichen Produkte mehr konsumieren: „Go vegan“!

Ich entdeckte den Lebenshof „Lasst die Tiere leben“ in der Nähe von Berlin, und bot dort meine Unterstützung an.
Im Dezember leitete ich ein ZOOM- Retreat für Menschen aus der Tierrechtsbewegung, das von einer Stiftung aus den USA angeregt worden war und von Menschen aus der Albert Schweitzer-Stiftung und Proveg unterstützt wurde. Aus diesem Retreat, an dem ca 32 Menschen aus Deutschland und der Schweiz teilnahmen, ging eine Gruppe von Menschen hervor, die sich mit den Tieren verbunden fühlen und sich auf unterschiedliche Art und Weise für sie engagieren.
Sie trifft sich seit 2022 jeden zweiten Mittwoch im Monat zu einem Meditations – und Austausch-Abend per ZOOM.