Gelebtes Bodhicitta: Den Geist der Liebe für Tiere und Menschen entwickeln.
Ein Nachruf auf Elisabeth Schön
Elisabeth Schön
Liebe Besucher*innen der DVA, mit diesem Nachruf möchten wir Elisabeth Schön und ihr Lebenswerk ehren: den Lebenshof „Lasst die Tiere leben e.V.“ in Hermersdorf bei Müncheberg, etwa 70 km östlich von Berlin, der eine blühende Begegnungsstätte für Menschen und Tiere ist.
Elisabeth war eine engagierte Buddhistin und ihr Leitmotiv drückt sich sehr schön in dem folgenden Zitat aus ihrem Buch „Die Geschichte einer kosmischen Liebe“ aus: „Mögen wir Menschen unser Mitgefühl wieder finden, mögen unsere Herzen sich öffnen für alle Wesen, Tiere, Menschen, Pflanzen, für den wunderbaren blauen Planeten und den Veganismus.“
Elisabeth hat 2015 damit begonnen, Tiere vor dem Tod durch Schlachtung zu retten und diese im Garten ihres Hauses und auf einer angrenzenden Wiese behütet und versorgt. Im Jahre 2017 konnte sie das Gelände einer stillgelegten Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft mit 7 Gebäuden kaufen und dort einen großen Lebenshof aufbauen. Die Gebäude waren heruntergekommen und z.T. baufällig. Viele junge Menschen haben Hand angelegt und die Stallungen benutzbar gemacht. Ihre buddhistische Gemeinschaft hat sie bei dem Projekt mit Spenden unterstützt.
Zusammen mit jungen Menschen aus aller Welt und auf Basis von Spenden werden dort heute etwa 600 Tiere: Schafe, Schweine, Kühe, Ponys, Gänse, Enten, Hühner, Kaninchen, etc. liebevoll betreut und behütet. Der Lebenshof holt die sogenannten Nutztiere heraus aus den versteckten Einrichtungen der “Fleischproduktion“ und lässt sie sicher und wohl umsorgt auf Wiesen und auf dem Lebenshof leben. Hier können sie von Menschen besucht und wieder gesehen werden, so wie früher auf den Weiden und den Höfen.
Elisabeth litt an einer arthrotischen Gelenkserkrankung und konnte selbst keine körperlichen Arbeiten verrichten. Sie suchte und fand über die sozialen Medien junge Menschen, die zu ihr auf den Hof kamen und sich dort um die Tiere und um die Gebäude kümmern. Es geht dort sehr international zu. Manche Helfer*innen kommen aus fernen Ländern. Man spricht dort vielleicht mehr Englisch als Deutsch.
Leute mobilisieren war ein Wesensmerkmal ihrer Arbeit !
Elisabeth war immer in Gesprächen mit Menschen, persönlich oder mit dem Smartphone. Sie war immer mit dem Pickup und Anhänger unterwegs um Tiere vom Schlachthof oder Tierhändler zu holen und zum Lebenshof zu bringen oder um Tiere 70 km zur Tierklinik nach Berlin zu fahren. Es entwickelten sich immerfort Freundschaften, Beziehungen, Partnerschaften z.B. zu Tierheimen, zur Tierklinik, zu den Kindern aus dem nahen Dorf, zu anderen Lebenshöfen. Manchmal ergaben sich sogar zu Tierhändlern, Fahrern der Transporter, den Nachbarn aus dem Dorf hilfsbereite und freundliche Kontakte. Mitunter stieß sie mit ihrem Projekt auch auf Unverständnis und Ablehnung oder sah sich sogar mit Anfeindungen konfrontiert. Dann fand sie aber auch Partnerschaften, die sie in schwierigen Situationen unterstützten. Sie und ihr Team blieben immer offen und hilfsbereit.
Ende 2021 ist Elisabeth an Krebs erkrankt. Sie wurde zunächst erfolgreich behandelt, die Metasthasen waren verschwunden. Jedoch kam der Krebs zurück. Elisabeth ist im Dezember 2023 in einem Hospiz ihrer buddhistischen Gemeinschaft gestorben. Sie lebt fort in ihrem Lebenswerk, in den vielen Tieren, in dem „Coreteam“ das den Lebenshof betreibt und in den tausenden von Menschen, die dem Leben und den Aktivitäten dort über die sozialen Medien folgen und sich beteiligen !
In den letzten 3 Jahren ist die Anzahl der Tiere auf dem Hof von etwa 300 auf derzeit 530 gewachsen. Die Gebäude wurden und werden ständig saniert und ausgebaut. Ein sehr engagiertes Team von 4 jungen Menschen ist dort fest etabliert und führt das unglaubliche Lebenswerk von Elisabeth fort.
Im Sinne ihrer Wünsche und Visionen ist dort eine Begegnungsstätte für Menschen und Tiere entstanden. Ein Ort der Kommunikation und der Heilung
Für alle ihre Freundinnen und Freunde ist so spürbar, dass Elisabeth weiterlebt in dem jungen Team, das sich fest dem LH verbunden fühlt, und in den vielen Menschen, die sie kennen lernen durften und sie bei ihrer Arbeit unterstützt und begleitet haben. Zen Meister Thich Nhat Hanh würde wohl sagen, dass sie in allen wieder geboren ist, die ihr Werk fortsetzen.
Im Jahre 2019 hat Annabelle Zinser mit Elisabeth ein Interview geführt. Mit ihren Äußerungen ist sie für uns immer wieder präsent:
„Meine Motivation war und ist so tiefgreifend beeinflusst von dem Leben und den Lehren großer Meister, wie Shabkar Tsokdruk Rangdrul, Patrul Rinpoche, Kyabje Chatral Rinpoche, Lama Zopa Rinpoche. Schon als Kind fühlte ich eine große, starke Liebe zu den Tieren. Mit den Lehren, die ich empfangen durfte, wuchs diese immer mehr und umfasste schließlich mein ganzes Sein, mein Herz mein Leben. Das Leid das wir ihnen zufügen, ist so unendlich. Mit dieser Sicht und dem Schmerz darüber, erwuchs in mir der starke Wille, alles was ich zu tun in der Lage bin zu unternehmen, um zu helfen, zu bewahren und mich für ihre Rechte einzusetzen und zwar mit meiner ganzen Lebensenergie.
Ohne diese Unterstützung durch meine Lehrer würde es den Lebenshof nicht geben. In all den unendlich schwierigen Situationen: den Ängsten, den schlaflosen Nächten, den Erschöpfungszuständen erinnerte ich mich immer an den Lama, bat um seinen Segen, nützlich zu werden für alle fühlenden Wesen. In allen Situationen in denen ich dachte, ich kann nicht mehr…. wiederholte ich mein Mantra “Ich tue dies zum Wohle für alle fühlenden Wesen.“ Daraus erwuchs eine so große Kraft, dass ich bis heute weitermachen kann. Es ist unglaublich!
Unsere Vision für den Lebenshof „Lasst die Tiere leben“ ist es, einen Ort zu transformieren, an dem Jahrzehnte lang grausame Ausbeutung an unseren Mitgeschöpfen stattfand. Wir wollen es ins Bewusstsein bringen und sichtbar und spürbar machen, was den Tieren dort von ihrer Geburt bis zu ihrer Schlachtung an Schmerz und Leid widerfahren ist. (Anmerkung: es war eine Tierfabrik mit Enten und Hühnern zur „Fleischproduktion“)
Wenn wir Menschen die Beziehung zu unserem eigenen Herzen verlieren, können wir andere Wesen leiden lassen. Was können wir tun, um unsere Herzen wieder zu öffnen?
Wir möchten eine Begegnungsstätte für Menschen entstehen lassen, die sich mit diesem Thema auseinander setzten möchten. Wir möchten ein Museum einrichten, indem wir die Vergangenheit des Geländes sichtbar machen.
Wir möchten zeigen, wie Tiere uns ihre Liebe und Zuneigung geben, wenn wir sie in Freiheit leben lassen, ohne sie zu benutzen.
Wir möchten Menschen die Möglichkeit geben, dies zu spüren und ihre Herzen für das Leben der Tiere hier zu öffnen.
Wir wollen dazu beitragen, die Liebe in uns zu wecken, in dem wir uns für das Leben und die Rechte von Tieren einsetzen und damit ganz bewusst Teil des Verwoben-Seins allen Lebens auf diesem wunderbaren Planeten Mutter Erde werden.“
In Dankbarkeit und Liebe, die Dharma Voices for Animals Deutschland